Bergeinsatz statt Wellnessurlaub

Fünf Tage zwischen Hühnern, Kühen und Natur – eine Freiwillige erzählt

Weshalb habe ich mich für einen Bergeinsatz angemeldet statt auszuspannen? Viele aus meinem Umfeld konnten das nicht verstehen. Mein Alltag fühlt sich oft an wie ein Triathlon, für den ich als Hausfrau, Mutter von drei Kindern und Künstlerin Ausdauer, mentale Stärke und Fitness benötige. Jede Aufgabe birgt ihre eigenen Herausforderungen und spielt sich zwischen Wäschebergen, Tränen-Trocknen, Mut-Zusprechen, Kochen und der künstlerischen Arbeit ab. Es ist nicht immer einfach, alles unter einen Hut zu bringen und den Bedürfnissen aller gerecht zu werden. Nach acht Jahren in demselben Trott war ich müde und bereit für eine Veränderung.

Aus dem Alltag ausbrechen

Ich beschloss, dem Grossstadtdschungel von Zürich zu entfliehen und auf einem Bauernhof im Wallis zu helfen. Ich meldete mich über Caritas für einen Bergeinsatz in Herbriggen an. Ich wollte etwas Gutes tun und für einen Moment aus meinem Alltag ausbrechen. Kurze Zeit später sass ich bereits im Zug. Die Landschaft veränderte sich schnell und verwandelte sich von Betonbauten und Hochhäusern in weite Felder, Wiesen und Wälder. Alles schien ruhiger und gemächlicher und meine Gefühle und Gedanken veränderten sich mit der Landschaft.

Ankommen in den Bergen

Herbriggen liegt im Wallis und ist in eine beeindruckende Landschaft eingebettet. Der Ort ist von einer atemberaubenden Bergkulisse umgeben und liegt in unmittelbarer Nähe des Matterhorns. Nach meiner Ankunft wurde ich von der Bauernfamilie herzlich empfangen. Obwohl ich anfangs nervös war, wusste ich, dass ich mich in den kommenden Tagen wohlfühlen würde. 

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Frühmorgens bereits ab in den Stall

Am Morgen klingelte der Wecker um vier Uhr. Die Morgenstund soll bekanntlich Gold im Mund haben - ich konnte das nicht ganz glauben. Trotzdem stand ich ein paar Minuten später im Kuhstall. Anfangs wurde ich vom Vieh skeptisch beäugt – und es von mir! Aber wir gewöhnten uns schnell aneinander.

Vielseitige Aufgaben

Ich half bei der Fütterung der Tiere, dem Ausmisten des Stalls, dem Einstreuen und dem Schöppelen der Lämmer – mein persönliches Highlight. Danach ging es zu den Hühnern, wo ich mit einem lauten Gackern und einem Schwarm fliegenden Federn begrüsst wurde. Nach dem Frühstück und einer Pause bürstete ich die Kühe und fütterte die Schafe und Lämmer und ging ins Lager den Käse wenden. 

Müde, aber zufrieden

Nachmittags hatte ich Zeit, mit dem Sohn der Familie zu zeichnen oder Fussball zu spielen. Nach dem Abendessen ging ich meistens schon um 19.30 Uhr müde, aber zufrieden ins Zimmer. Der tiefe und gesunde Schlaf liess jeweils nicht lange auf sich warten. 

Mein Fazit nach fünf Tagen auf dem Bauernhof

Die Tage auf dem Bauernhof waren zwar anstrengend, aber wunderschön. Ich habe erlebt, wie sich der Alltag auf dem Bauernhof abspielt und habe Einblick in die Landwirtschaft bekommen. Ich war tief beeindruckt von der Herzlichkeit einer Familie, die in den vergangenen Jahren einige Schicksalsschläge einstecken musste und trotzdem immer optimistisch blieb. Ich werde mich an die Dankbarkeit der Bauernfamilie erinnern - an Worte wie „Das isch jetzt aber änds lieb vo dir“, die mir ein Hochgefühl verliehen. 

Wiederholung nicht ausgeschlossen

Wenn die Frage aufkommt, ob ich mich wieder für einen Bergeinsatz statt einen Wellnessurlaub entscheiden würde, dann ist die Antwort ein ganz klares JA. Sobald ich das nächste Mal ein Zeitfenster habe, werde ich auf jeden Fall wieder die Mist- und Heugabel in die Hand nehmen.

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Titelbild: © Daniel Dioszeghy